REDEBEITRAG: HANAU-GEDENKEN IN MÜNCHEN

ANKLAGE!

Letzten Sonntag, am 14.02. haben Angehörige der Ermordeten und die Initiative 19.Februar per Live-Stream ihre Anklage öffentlich vorgetragen. Schaut es euch an. Setzt euch mit ihren Forderungen auseinander.
 
–> Sie haben in eigener Recherche und konkret die behördliche Kette des Versagens aufgedeckt.
 
–> Sie haben den rassistischen, gefährlichen und verletzenden Umgang seitens der Behörden mit ihnen und ihren toten Angehörigen benannt.
 
–> Sie haben den Vater des Täters als tickende Zeitbombe enttarnt.
 
–> Sie fordern Erinnerung – Gerechtigkeit – Aufklärung – Konsequenzen!


Lasst uns dies heute gemeinsam umsetzen.
 

ERINNERUNG!


Wir sind heute alle hier, um uns zu erinnern.

Ferhat Unvar sagte: „Tot sind wir erst, wenn man uns vergisst!“

Deshalb nennen wir die Namen der Ermordeten.

Und weil Rassismus und Hass diese Menschen entmenschlichen, müssen wir absurder weise das natürlichste der Welt erklären:

Es geht um Menschen mit Geschichten. Es geht um Brüder, Schwestern, Mütter, Söhne, Cousins, Freundinnen. Und wir trauern um Sie:

Ferhat Unvar, der 23-jährige Heizungsinstallateur schrieb gern kurze Gedichte, wie dieses: „1945 schrie ein Land ‚Mit uns nie wieder!‘ Plötzlich gibt’s die AFD besorgte Bürger und Pegida“.

Mercedes Kierpacz, sie war ein fürsorglicher Mensch, zweifache Mutter, geliebte Tochter. Ihr Vater erinnert sich: Manchmal hat Mercedes die Musik aufgedreht und getanzt. Allein für sich. Einfach so. 

Vili Viorel Păun, er ist ein Held. Vili hat den Täter aktiv mit seinem Fahrzeug blockiert und wurde erschossen. Er hatte mehrfach den Notruf angerufen, aber niemand hat abgenommen.

Sedat Gürbüz war der Besitzer der Shisha-Bar Midnight. Neben der Bar wollte er sich noch viel mehr Träume erfüllen: Er wollte seine Freundin heiraten und eine Familie gründen. Sedat war bekannt dafür, dass er immer ein Lachen im Gesicht hatte. 

Said Nesar Hashemi
war durch und durch Hanauer. Seinen Stolz auf seine Heimatstadt Hanau-Kesselstadt bekundete er mit den Ziffern 454 auf seinem Nummernschild. Sein Bruder Said Etris Hashemi überlebte schwer verletzt.

Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Er hinterlässt einen siebenjährigen Sohn.

Fatih Saraçoğlu ist erst vor wenigen Jahren aus dem bayerischen Regensburg nach Hanau gezogen, um sich als Kammerjäger selbständig zu machen. Sein Bruder sagte: „Fatih war jemand, der Türen öffnet, der Dinge schafft und sich das Leben erobert.“

Gökhan Gültekin war dabei eine Umzugsfirma in Hanau aufzubauen, arbeitete als Hausmeister im Krankenhaus und jobbte im Kiosk. Sein Vater, den er zweimal in der Woche zur Chemotherapie begleitete, beschrieb ihn als den Besonnenen und Fleißigen in der Familie.

Hamza Kurtović hatte gerade seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Als Fachlagerist war er so glücklich, dass er bis zur Rente so arbeiten wollte. Sein Vater sagt über ihn „Er war sehr gerecht. Das hat man am meisten gemerkt, wenn er selbst etwas falsch gemacht hat.“

Nachdem der Täter sie alle erschossen hat, tötete er seine eigene Mutter.
Es ist unsere Aufgabe zu erinnern, solidarisch an der Seite der Überlebenden und Angehörigen zu stehen und dafür zu sorgen, dass ihre Forderungen umgesetzt werden.

Sie fordern: GERECHTIGKEIT!
Wir müssen als Gesellschaft endlich einen Schritt weiter gehen. Wir stellen immer wieder fest wir können die Aufgabe nicht nur den Behörden überlassen. Nach dem NSU-Komplex hat sich in punkto Institutioneller Rassismus nichts getan: Auch in Hanau wird wieder Täter-Opfer-Umkehr betrieben. Die Betroffenen haben eine Gefährderansprache bekommen von der Polizei Sie sollen dem Täter-Vater ja nichts antun.

Die Betroffenen fragen zurück: Warum haben wir keine GefährdeTEN-Ansprachen bekommen? Obwohl der Täter-Vater selbst auch rassistische und verschwörungstheoretische Anträge bei den Behörden stellt und die Waffen seines Sohnes zurückverlangt!

Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe für Gerechtigkeit zu sorgen.
Es ist unsere Aufgabe alles zu tun damit das Morden aufhört!
Unsere Aufgabe als Münchener Stadtgesellschaft ist:

AUFKLÄRUNG!

Der Täter von Hanau ist kein hessisches Problem. Er ist auch ein bayerisches – ein Münchner Problem.
Er hat in den letzten Jahren hier in München, in Obermenzing gelebt und bei einem großen Online-Vergleichs-Portal gearbeitet. Der Täter ist schon früh – auch in München – strafrechtlich auffällig geworden. Deshalb wusste die Münchner Polizei, dass der auffällige Täter hier nicht gemeldet und in Besitz von hier unangemeldeten Waffen lebt. Trotzdem haben Sie die Meldepflicht nicht durchgesetzt, nichts ans KVR weitergeleitet. Der Täter hat den Behörden in Hessen schriftlich und die Münchener Polizei über seinen Wohn- und Waffenbesitz aufgeklärt.

Wir fordern Aufklärung! Warum hat die Münchener Polizei nicht durchgegriffen? Warum wurde der Verstoß gegen die Meldeauflagen nicht ans KVR gemeldet? Warum hat die Münchener Polizei dem Täter ermöglicht sich weiteren waffenrechtlichen Überprüfungen zu entziehen? Obwohl der Täter polizeilich in der Vergangenheit zwangseingewiesen worden war? Warum haben Sie den straf-auffälligen und schwerbewaffneten Täter nicht als Gefährder erkannt?

Der Täter hat nicht nur hier in München gelebt. Er hat auch hier geschossen. Legal. Im Münchner Schützenverein die „Königlich Privilegierte Hauptschützengesellschaft München 1406‘“. Trotz Bürgen-System, Vorsprechen im Verein und der Frage nach seiner Motivation zum Schießtraining soll der Täter nicht auffällig gewesen sein. Und das obwohl er sonst keinen Hehl aus seinen Ansichten machte und sich seit 2002 mit seinen Verschwörungstheorien an die Behörden wendete.

„Der Täter hat sehr viel trainiert, um am Ende unsere Kinder professionell zu töten“, sagte Serpil Temiz-Unvar, die Mutter des ermordeten Ferhat.

Auf der Website des Münchener Schützenvereins steht „Hier trainieren Gewinner“ , aber es wird kein Wort dazu verloren, dass hier auch ein Mörder trainiert hat.

Wir fordern Aufklärung! Warum positioniert sich der Verein nicht ausdrücklich und aktiv gegen Rassismus, rechte Hetze und Verschwörungswahn?
Warum betrauert man nicht, dass man es nicht erkannte? 
Warum fällt kein Wort der Solidarität und des Mitgefühls an die Angehörigen und Überlebenden? Stattdessen echauffiert sich ein Sprecher des Vereins in einer schriftlichen Stellungnahme über die Frage nach möglichen rechten Netzwerken in der Stadtratsanfrage der Grünen. Warum wird das nicht Vereinsintern überprüft? Warum wird erstmal alles abgewehrt? Warum will man es nicht besser machen? Warum wird keine Verschärfung der Eintritts-Prüfung eingeführt?

ES BRAUCHT: KONSEQUENZEN!
Nicht nur die Münchener Polizei und der Schützenverein müssen Konsequenzen ziehen! Wir müssen es ebenso tun: Rechter Terror wird an Orten des Alltags verübt. Aber es sind auch diese Alltagsräume in denen Menschen täglich Rassismus und Diskriminierung erfahren. Deswegen:

Hört nicht weg bei der nächsten Familienfeier, werdet wachsam in eurer nahen Umgebung. Schreitet ein in der Ubahn, im Supermarkt, in der Schule, auf der Arbeit, in den Unis, in eurer Freizeit, an der Isar, auf der Party! Es ist ein Privileg sich entscheiden zu können, ob mensch interveniert, laut wird oder einfach weiterschweigt! Gerade weiße Menschen, macht den Mund auf, fangt an eure Ressourcen zu teilen, eure Machtpositionen einzusetzen, in den Strukturen, in denen ihr euch bewegt! Raus aus der Comfortzone, auch wenn es Stress mit der eigenen Familie, Freundinnen, Verwandten und Arbeitskolleginnen bedeutet.

Und hört verdammt nochmal den Betroffenen zu!

 ERINNERUNG – GERECHTIGKEIT –  AUFKLÄRUNG – KONSEQUENZEN!

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